50 Jahre RBS-Busbetrieb

Die Jahre 1990 bis heute finden Sie hier.

Mit fünfzig Jahren ist der Busbetrieb des Regionalverkehrs Bern-Solothurn gerade mal halb so jung wie der Bahnbetrieb. Die Freude über dieses runde Jubiläum ist indessen nicht minder gross. Vielleicht wäre der Busbetrieb ohne unsere Bahn wohl nicht, oder erst viele Jahre später entstanden. Tatsächlich ist der Busbetrieb – wie auch unsere S-Bahnen – in und um Bern verankert und für Millionen von Fahrgästen nicht mehr aus dem Alltag weg zu denken. Von vielen oftmals als „Dreckschleuder“ betitelt, hat der Bus gegenüber der Bahn wesentliche Vorteile. Er ist flexibel einsetzbar, bringt die Fahrgäste an Orte, welche die Bahn womöglich gar nicht, oder nur mit enormem finanziellen Aufwand erreichen könnte. Der Bus ist der Feinverteiler ab Knotenpunkten hinein in die verzweigten Quartiere. Gleichzeitig dient er als Zubringer von Fahrgästen zur Bahn. Und womit fahren unsere Fahrgäste wenn die Bahn wegen einer technischen Störung oder Gleisbaustellen ausfällt? Natürlich mit dem Autobus!

Vor 50 Jahren

Wir schreiben Montag den 17. Oktober 1966. Die Beatles stehen mit ihrem Song „Yellow Submarine“ auf Platz 1 der deutschen Single-Charts.
Auf der Strasse zwischen Zollikofen und Münchenbuchsee tut sich an diesem Tag indessen Ungewohntes. Andreas – von allen hier in der Gemeinde nur „Buchsi-Res“ genannt – holpert auf seinem betagten Drahtesel gen Zollikofen Bahnhof, als ihm plötzlich ein strahlend neuer, in grün-beige lackierter Bus entgegenkommt und in flottem Tempo an Res vorbeirauscht. Auf der Seite prangt das Logo der Solothurn-Zollikofen-Bern-Bahn SZB. Die Zielschildanzeige an der Front verrät, dass dieser Bus zwischen Zollikofen und Münchenbuchsee pendelt. „Wie praktisch“, denkt sich Res, „itz chani düre Winter aube dr Bös näh für a Bahnhof füre u mues mer nümme d Finger abfrüre ufem Velo!“.

Näher an Bern

Mit der neuen Verbindung rückt die Gemeinde Münchenbuchsee ein Stück näher an die Hauptstadt heran. Der „Busergänzungsdienst Münchenbuchsee-Zollikofen – wie er im SZB-Geschäftsbericht von 1966 offiziell betitelt wird – verkehrt jeweils Werktags während der Hauptverkehrszeiten. Die Kurse sind dem starren 20-Minuten-Fahrplan der Vorortslinie Zollikofen-Bern angepasst. Auf einer Streckenlänge von 3600 m werden die Haltestellen Zollikofen Bahnhof, Münchenbuchsee Waldegg, Hofwilstrasse, Kirche, Konsum und Hüslimoos bedient. Zu Beginn benützen durchschnittlich 200 Fahrgäste pro Tag das neue Angebot, bis zum Jahresende soll dieser Wert noch auf 600 Reisende am Tag ansteigen. Im Einsatz stehen ein Mercedes-Benz Stadtomnibus vom Typ O 302, sowie ein gebrauchter Saurer-Bus der Städtischen Verkehrsbetriebe Bern, der im Bedarfsfall zum Einsatz gelangt. Beide Fahrzeuge gehören vorerst der Gemeinde Münchenbuchsee, wobei die Betriebsführung der SZB obliegt.

Die wilden Sixties?

Bereits im ersten vollen Betriebsjahr 1967 zeigen die Fahrgastzahlen nach oben. Der Busergänzungsdienst wird von der Bevölkerung geschätzt, besonders im Winterhalbjahr. Für die Gemeinde Münchenbuchsee Grund genug, den Busbetrieb für die kommenden fünf Jahre definitiv einzuführen. Sie verpflichtet sich zudem, ein allfälliges Defizit zu übernehmen. Insgesamt werden im ersten Jahr 142’330 Personen zwischen Zollikofen und Münchenbuchsee befördert. Auch an anderer Stelle in der Agglomeration um Bern werden neue Buslinien eingeführt. So verfügen die benachbarten Vereinigten Bern-Worb-Bahnen VBW über eine Konzession für den Betrieb mit Bussen auf der Relation Krauchthal-Bolligen. Seit der Betriebseröffnung am 29. November 1967 verkehrt jeweils ein Kurspaar am Mittwochnachmittag mit einem Privatcar der Firma Dähler aus Burgdorf. Knapp zwei Jahre darauf kommen je ein Kurspaar nach Ostermundigen und zum Friedhof in Bolligen dazu.

Extrawagen in Worb
Bahnhofplatz Worb

Zwischen Muri und Eichholz verkehrt ab dem 06. Mai 1968 ein Kleinbus der Marke Peugeot. Hierfür ist im Jahr zuvor die Genossenschaft Muri-Bus gegründet worden. Der Bus bietet 14 Fahrgästen Platz und verkehrt jeweils von Montag bis Freitag während der Spitzenzeiten und am Samstag bis 12:30 Uhr. Sinkende Erträge in den Folgejahren führen im August 1972 zur Einstellung dieser Buslinie.

Der „Plan 74“

„Plan 74“. So heisst das neue Fahrplankonzept, welches am 26. Mai desselben Jahres zur Umsetzung gelangt. Damit fällt der Startschuss für die S-Bahn Bern. Der wesentlichste Punkt dieses Plans ist die Umleitung der VBW-Bahnlinie zwischen Ittigen und Bern. Bislang fuhren die Züge ab Ittigen via Papiermühlestrasse-Guisanplatz-Viktoriaplatz bis zum Kornhausplatz. Neu verkehren diese Züge ab Ittigen nach Worblaufen und von da über die neu erstellte Doppelspurstrecke in den unterirdischen Bahnhof der SZB in Bern.

 

Als Ersatz für die eingestellte Bahnstrecke durch das Eyfeld und den Breitenrain, verkehrt seit dem 27. Mai 1974 die Busergänzungslinie „P“ ab Kappelisacker via Papiermühle nach Breitenrain. Die neue Buslinie macht jene zum 01. Mai 1971 eingeführten Buskurse zwischen Worblaufen und Kappelisacker überflüssig. Sie verkehrt zunächst an Werktagen zu Spitzenzeiten im Halb- und Viertelstundentakt. Bis 1979 wird die Linienführung leicht angepasst und die Fahrplanlücken am Nachmittag, sowie diejenige am Samstagmorgen werden geschlossen.

Die Buslinie zwischen Zollikofen und Münchenbuchsee trägt fortan die Bezeichnung „M“ und verkehrt wie die Linie „P“ im 30/15-Minuten-Takt.

In Bolligen wächst das Angebot stetig, wenn auch nicht mit demselben Erfolg wie ihn die Linie „M“ in den vergangenen Jahren erleben durfte. Die unter der Regie der VBW betriebenen Buskurse zwischen Krauchthal-Bolligen-Ostermundigen haben 1973 eine Verlängerung der Konzession um weitere fünf Jahre erhalten. Im Mai kommen ein zweites Kurspaar von Bolligen nach Ostermundigen und die Verlängerung zum Asyl Gottesgnad in Ittigen zum bestehenden Angebot hinzu.

Am 1. Dezember 1977 nimmt in Bolligen ausserdem das Buxi (Bus-Taxi) seinen Betrieb auf. Zwischen 17 und 19 Uhr werden die Kunden im Anschluss an die im 15-Minuten-Takt eintreffenden Züge jeweils an die von ihnen gewünschte Destination geführt. Ab dem 4. Dezember 1979 werden zusätzlich Dienstag- und Freitagnachmittag vier Kurse Bolligen-Ferenberg, zwei Kurse Ferenberg-Bolligen und vier Kurspaare Friedhof Bolligen-Ostermundigen-Friedhof Bolligen angeboten.

Die Entwicklung der Buslinien in den 70er und 80er Jahren zeigen diese vier Grafiken:

Die 80er Jahre, das „goldene Zeitalter“

Seit Entstehung unseres Busbetriebes bis in die Gegenwart wurden in keinem zweiten Jahrzehnt so viele neue Buslinien in Betrieb genommen, wie dies zwischen 1980 und 1990 geschehen ist. Dieser Entwicklung entsprechend nahm das Fahrgastaufkommen innerhalb dieser zehn Jahre um unglaubliche 263 Prozent zu! Das entspricht einer Zunahme von etwa 2 1/3 Millionen Fahrgästen, wobei im Jahre 1990 rund 3’750’000 Reisende unsere Buslinien in Anspruch genommen haben.

Die neuen Buslinien in den 80er Jahren

Eröffnung Streckenführung Linie
26.10.1981 Ostermundigen – Waldau – Bolligen B
02.11.1981 Unterzollikofen – Hirzenfeld H
23.05.1982 Egghölzli – Allmendingen A
01.11.1983 Schönbühl – Bäriswil SCH
01.11.1985 Worb Dorf – Lindhalde L
02.11.1987 Ortsbus Ittigen I
07.11.1988 Ostermundigen – Gümligen B3
07.11.1988 Krauchthal – Papiermühle B4
29.05.1989 Erweiterung Linie B3 nach Egghölzli A2
01.11.1990 Erweiterung Linie M nach Breitenrain M2

Der erste Nachtbus im Raum Bern

Mit den neuen Buslinien kommt 1982 auch erstmals im Raum Bern ein Nachtbus zum Einsatz. Heute verkehrt die Linie zusammen mit 43 weiteren Linien als Moonliner:

Linie B

Ende Oktober 1981 tritt in Bolligen ein stark verbessertes Fahrplankonzept in Kraft. Fortan verkehren die Busse zwischen Bolligen und Ostermundigen im Halbstunden-Takt und das täglich von 06:30 bis 20:00 Uhr. Ab Bolligen wird die Linie in zwei Äste geteilt. Die Busse der Linie B1 fahren nach Habstetten, jene der Linie B2 nach Lutertal. 1988 entsteht mit der Linie B3 die Verlängerung von Ostermundigen nach Sonnenfeld. Gleichzeitig erschliessen die Kurse der Linie B4 jeweils Montag bis Freitag Ittigen (Papiermühle) mit dem Krauchthal.

Linie H

Die Busse verkehren jeweils Montag bis Freitag und zusätzlich am Samstagvormittag im 15-Minuten-Takt. Mit der Eröffnung wird das aufstrebende Hirzenfeldquartier besser erschlossen. Auch damals schon fahren am Vormittag vier Kurse als so genannte „Einkaufskurse“ via Bernstrasse – Kreuz – Schulhausstrasse. Rund 350 Personen nutzen das Busangebot im ersten Betriebsjahr pro Tag. Die Busse wenden in Unterzollikofen zunächst beim Gasthof Bären.

Linie A

Als Ersatz für die aufgehobene SBB-Haltestelle Allmendigen entsteht 1982 die Buslinie A. Sie startet in Bern Egghölzli, führt durch Muri hindurch weiter nach Allmendigen und teilweise sogar bis nach Rubigen (bis 1993). Das alte SBB-Wartehäuschen bei der heutigen Endhaltestelle „Allmendigen Käserei“ steht übrigens immer noch. Ab 1989 verkehren vereinzelte Buskurse der Linie B von Sonnenfeld weiter über Muri bis nach Bern Egghölzli, wodurch zu Spitzenzeiten ein Viertelstunden-Takt auf der Linie A in diesem Abschnitt entsteht.

Sichtlich stolz, die Chauffeure:

Linie SCH

Die Buslinie zwischen Schönbühl (SZB) und Bäriswil Brunnen entsteht als Folge des Wohngebietausbaus im Hohrain und der Feldegg.
Dazu ein Ausschnitt aus dem Konzeptentwurf für die Buslinie SCH vom März 1983: „Das Wohngebiet von Schönbühl Ost,…,zählt heute 1’900 Einwohner. Im weiteren ist der Bau von 250 Wohnungen bewilligt, so dass sich die Einwohnerzahl in kurzer Zeit auf total 2’500 bis 2’700 Personen erhöhen dürfte….Die ersten Häuser sind 500 m, die letzten 1’500 von den Bahnstationen SBB und SZB entfernt. Gerade im hinteren Teil, d.h. in einem Bereich, von dem aus die beiden Bahnstationen in 15-20 Minuten Fussweg zu erreichen sind, werden gegenwärtig viele Wohnblöcke neu aufgestellt. Da der Fussweg sehr unattraktiv ist (z.T. entlang der viel befahrenen Hauptstrasse…) wird heute das öffentliche Verkehrsmittel verhältnismässig wenig benutzt. (Solothurn-Zollikofen-Bern-Bahn SZB, 1983)
Zunächst verkehren zwei unterschiedliche Fahrzeuge. Morgen und Mittag ein Kleinbus mit 11 Sitz- und 7 Stehplätzen, abends jeweils ein sogenannter Midibus mit 17 Sitz- und 12 Stehplätzen.

Linie L

Dieser Ortsbuslinie in Worb ist leider kein langer Erfolg beschert. Bereits acht Jahre nach der Eröffnung erfolgt aus finanziellen Gründen die Stilllegung durch die Gemeinde Worb.

Linie I

Auch die Linie I gilt als Ortsbuslinie. Sie verbindet das Talgut-Zentrum (mit Anschluss an das Bahnnetz RBS ab Ittigen Bahnhof) mit dem Kappelisackerquartier. Anders als die Linie L, ist ihr der Erfolg auf Dauer sicher. Viele Quartierbewohner schätzen die neu gewonnene Nähe zu den Supermärkten im Talgut. Dadurch erhält die Linie I unter dem Fahrpersonal rasch den Übernamen „Husfrouä-Chehr“. Zu Beginn fahren die Busse am späteren Vor- und Nachmittag, an Samstagen jeweils nur am Vormittag.

Linie M2

Mit Verlängerung der bestehenden Linie M ab Zollikofen Bahnhof via Worblaufen nach Breitenrain, wird das Liniennetz nochmals erweitert und das Berner Nordquartier besser an die Agglomeration angebunden.

Mit den 80er Jahren endet eine ereignisreiche Zeit für den RBS-Busbetrieb. Weiter geht es im zweiten Teil.

Gewinnspiel
Das Gewinnspiel ist beendet. Die Gewinner wurden informiert.

 

Share on Facebook0Share on Google+0Tweet about this on Twitter